Nachdem ich in Teil 1 die Trends der OTaC-Studie und -Konferenz am 5.2. in Frankfurt beleuchtet habe, geht es hier um die Sieger, was Spiegel Online dazu sagt und 5 spannende neue Best-Practice-Case-Studies.
Auch wenn in Zukunft LinkedIn und Xing, kununu und Glassdoor, Videobewerbungen und kreative Apps das Bewerben ganz neu aufrollen könnten, gilt es im Hier und Jetzt ja noch, seine bestehenden Kanälen auf “Kunde Kandidat 2015” zu trimmen. Welchen Arbeitgeber gelingt es am besten, kandidatenfreundlich im Internet aufzutreten?
Die Top 30 der OTaC-Studie 2015
Auswertung der 10 wichtigsten Online-Kanäle nach Kandidatenfreundlichkeit. (Details siehe ganz unten.)
Dies ist das Gesamtranking aus 10 untersuchten Kanälen. Fresenius lag auch vorn in der Kategorie “Onlinebewerbung” und “Social Media”, wohingegen die Deutsche Telekom in den Kategorien “Karrierewebseite” und “Mobile Talent Interaction” siegte.
Sebastian Jäger von Fresenius (im Bild links mit Potentialpark-CEO Elisabeth Wicklin) sowie Sabine Burmeister und Marc-Stefan Brodbeck von der Deutschen Telekom feierten dann auch ihre Lorbeeren:
Herzlichen Glückwunsch den Siegern! Neben den Top 3 Fresenius, Deutsche Telekom und EY gebührt auch dem Aufsteiger des Jahres Infineon (+85 Plätze) eine besondere Erwähnung. Was die Münchener um Nicole Höfer und ihr Team alles in einem Jahr bewegt haben, ist schon enorm. Ich bin gespannt, was da noch kommt!
Einigen der Sieger möchte ich auf diesem Blog später auch noch Fragen zu ihren Erfolgen, Plänen und vor allem lessons learned stellen – Fortsetzung folgt!
Die “Trüffel” finden: Die 5 Case Studies des Tages
Welche neuen Ansätze sollte man sich mal näher anschauen? Bei der OTaC-Konferenz Frankfurt hat Potentialpark den Gastgeber PwC, die Job-App Truffls und ProSieben zu einem Vortrag eingeladen. Ich werde sie auf diesem Blog später noch mal aufgreifen, doch hier schon mal ein Teaser:
1) PwC und Social Media
Nicht schlecht gestaunt hat das Publikum, als Shahriar Kamali die neuen Social-Media-Pläne von PwC vorstellte. Die buzz words flogen uns nur so um die Ohren, ich sage nur: Hypertargeting! Und die Clicks gingen through the roof. Unter anderem kamen ihre Kampagnen Consulting Experience und Career.Lounge zur Sprache, die wirklich professionell aufgesetzt waren.
Was ich mitgenommen habe: Es zeigt sich mal wieder, dass sich Social Media und Professionalität nicht ausschließen. Und dass es sich bei Social Media lohnt, genau zu messen, welcher Aufwand zu welchem Ergebnis führt. Dazu gehört längst auch ein guter Plan mit einer Evaluations-Phase, um darauf den nächsten Business Case wieder aufzubauen. Ob es immer Clicks und Views sein müssen, die den Einsatz auf Facebook und anderswo rechtfertigen, ist eine andere Frage. Doch PwC hat gezeigt, dass Kreativität auch zu Ergebnissen führen kann, die man messen kann, auch auf sozialen Plattformen.
2) Truffls
“Wer gut ist, wird gefunden” lautet das Motto der App Truffls, die gern als “Tinder für Jobs” bezeichnet wird. Clemens Dittrich präsentierte hier ein Prinzip, an das man sich wohl erst noch gewöhnen muss: Arbeitgeber-Matching mit einem Fingerstreich. Er erklärte auch, warum junge Bewerber heute anders denken und ihre Arbeitgeber auswählen.
Meine Meinung dazu: Für Massen-Recruiting gelten zunehmend andere Gesetze als für Top-Talents. In Zukunft muss man Neues ausprobieren, um vor allem die zu erreichen, die man mit langwierigen Prozessen als erstes verliert. Da sind Apps wie Truffls einen Blick wert, und ich finde es super spannend, was das Berliner Startup hier auf die Beine stellt. Definitiv mal selber ausprobieren und dran bleiben!
3) ProSiebenSat.1 Media – kandidatenfreundliche Onlinebewerbung
Ivana Hilgers zeigte uns, dass Bewerben nicht immer langweilig und -wierig sein muss. Auch nicht mit dem Handy.
Dorota, Potentialparks Research-Chefin, fasste ProSiebens neues Bewerbungssystem folgendermaßen zusammen: “It’s mobile, it’s LinkedIn, and it’s pretty!” Schön gesagt.
Meine 2 Cent: Einfach mal bei ProSieben “test-bewerben”, und dann bei sich selbst bewerben, und selber vergleichen… Es lohnt sich!
4) BASF: Connected Minds
Anna Egli lieferte ein feurig-beherztes Plädoyer für ihr Projekt, Mitarbeiter für regelmäßige Chat-Sessions zu verpflichten. Zu bestimmten Time-Slots stehen Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen BASF-Welt für Fragen von Kandidaten bereit. Das hat offenbar einiges an Nerven gekostet, aber letztlich gut funktioniert.
Hier kann man sich selbst ein Bild davon machen.
Was kann man davon lernen: Potentialpark hat dieses Jahr herausgefunden, dass Bewerber sich mehr den direkten Draht zu Mitarbeitern wünschen. Statt mit Recruitern reden sie am liebsten mit denen, die aus erster Hand berichten können, und zwar nicht nur bei Events, sondern auch online. BASFs Chat-Netzwerk Connected Minds ist ein tolles Beispiel dafür, dass das geht!
5) 30 Jobs in einem Jahr
Jannike Stöhr erzählte von ihrem Projekt, das ein amerikanisches Vorbild hat und lautet: Statt die Karriere zu starten, such dich doch erst mal selbst. Mit 30 Jobs in einem Jahr, je eine Woche lang. Jannikes Blog ist ja schon durch den HR-Blätterwald gerauscht, doch in Frankfurt konnten wir sie einmal persönlich treffen und ihre Geschichte hören.
Sie gestand: Etwas aufgeregt war sie schon, so das erste Mal auf der Bühne. Hat man ihr aber nicht angemerkt. Immerhin hat sie geradezu nach dem GenY-Idealbild die Karriere erst mal hintenangestellt und ihr Schicksal selber in die Hand genommen. Das macht schon einen Eindruck auf gestandene Personaler. Auf die Frage, ob sie denn schon ihren Traumjob gefunden habe, lautetet die Antwort sinngemäß: Nach etwa 16 absolvierten Jobs hat sie schon ein besseres Gefühl dafür, was sie sucht, sich aber noch nicht entschieden. Das höchste Gut sei doch, sich selbst zu finden.
Fazit: Ob die Suche nach sich selbst für Bewerber in Zukunft viel reizender sein könnte als zu früh irgendwo anzukommen? Darüber muss ich auch noch mal nachdenken… 😉
Lob und Dank an dieser Stelle auch noch einmal an die Sprecher, aber auch an den Sponsor des Events, JobTeaser!
Was Spiegel Online zu dem Ganzen sagt…
Dass Bewerber bei herkömmlichen Tools und Prozessen die Geduld verlieren, ist auch beim breiten Publikum angekommen. Der Artikel hat viele Zehntausend Clicks und Dutzende von Kommentaren angeregt und wurde unter anderem in Xings Newsletter mit Top-News an 50.000 Personalern geteilt – das sagt wohl schon alles.
“SPON” ist natürlich kein HR-spezifisches Medium. Aber es hat sich immer wieder gezeigt, dass Aufmerksamkeit hilft. Je weiter die Sieger, die schon gute Dinge umgesetzt haben, bekannt werden und je mehr über die Candidate Experience gesprochen wird, desto einfacher wird es, Dinge zu bewegen. Und nicht zuletzt, wenn auch Mitarbeiter aus Corporate Com, dem Management oder andere Stakeholder darauf stoßen, dass in Zukunft die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Bewerber-Markt entscheidend für das Überleben eines Unternehmens sein könnte. Deshalb freuen wir uns, wenn Massenmedien das Thema aufgreifen.
Lohnenswert ist auch ein Klicken auf die Bildergallerie, da hier die Top 10 des OTaC-Rankings mit ihren herausragenden Seiten und Kanälen vorgestellt werden.
Mehr Slides und Fotos von der OTaC-Konferenz gibt es hier.
Und mehr zu den OTaC-Stories des Jahres zeigt dieser Blog im Datentaucher Teil 1 – Jobsucher wollen nicht mehr suchen, Teil 2 über kununu und Glassdoor und Teil 3 zum Thema Internationalität. Bitte auch gern abonnieren, denn in den nächsten Wochen und Monaten werde ich noch mehr zu den Siegern, den Case-Studies und den Potentialpark-Datenschätzen posten.
Es wird definitiv ein spannendes Jahr, und wir bleiben am Ball!
Autor:
Julian Ziesing ist verantwortlich für die Studien-Entwicklung beim internationalen Marktforschungs-Institut Potentialpark und bloggt hier seine Meinung und Erfahrungen zur Candidate Experience.
julian.ziesing@gmail.com
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Zur OTaC-Studie
Die Ergebnisse stammen aus Potentialparks Studie „Online Talent Communication 2015“ (OTaC). Sie basiert auf über 432 Kriterien über 10 Online-Kanäle hinweg. Diese wurden in einer repräsentativen Befragung von Bewerbern gewichtet. Darauf aufbauend hat Potentialpark die Präsenzen von Arbeitgebern in diesen Kanälen mit den Kriterien abgeglichen, um ein Ranking zu erstellen. Das Ranking zeigt, inwieweit Arbeitgeber die Präferenzen und Prioritäten von Bewerbern im Internet erfüllen.
Dies ist eine jährliche Studie seit 2002. Potentialpark ist ein globales Marktforschungsinstitut mit Sitz in Stockholm.
Befragte: Umfrage mit 17.626 Studenten und Absolventen weltweit, davon 1.153 von deutschen Universitäten.
Arbeitgeber: Weltweit hat Potentialpark 835 Arbeitgeber und 3705 Karrierekanäle untersucht. In Deutschland: 904 Kanäle von 161 Arbeitgebern.
Untersuchte Kanäle: Karrierewebseiten, Onlinebewerbungs-Systeme, Social-Media-Kanäle (Facebook, Xing, LinkedIn, YouTube, Twitter, Blogs), Mobile Karriereseiten und Karriere-Apps
Feldphase: September 2014 – Januar 2015
Für Details und weitere Einblicke in die Ergebnisse wenden Sie sich gern an Sven Schulz unter sven.schulz@potentialpark.com.
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